Mord in der Hafencity – Linn Greve

Ein Fall für Dorothee Anders

Der Spitzenkoch Gabriel Otto, genannt Gallo, strebt mit seinem Konzept der Neuen Nachhaltigkeit dem Zenit seines Erfolgs entgegen. Kurz bevor der erste Michelin-Stern in greifbare Nähe rückt, wird Gallo in der Tiefgarage seines Apartmenthauses an der Hamburger Elbtorpromenade erschossen.
Das Persönlichkeitsbild, das die Ermittlerin Dorothee Anders und ihr junger Kollege Ben Fleck von dem Toten erlangen, zeichnet einen charismatischen, rücksichtslosen Ehrgeizling.
Die Ermittlungen nehmen weiter Fahrt auf, als der Schlachthofbesitzer Martin Overbeck stranguliert in einem Hafenbecken treibt. Gallo bezog von seinem Kumpel Overbeck Schlachtabfälle, die er zu exotischen Gerichten verkochte. Zwischen den Morden scheint es einen Zusammenhang zu geben. Doro lässt sich leiten von Verstand und Intuition – und bemerkt, dass in ihrem Privatleben die Dinge anderen Regeln folgen. Sie muss ihren fünfzehnjährigen Sohn Constantin sturzbetrunken aus der Ausnüchterungszelle abholen und wird nachts von üblen Romantikträumen heimgesucht, in denen sie noch mit ihrem Ex-Mann Alexander zusammen ist. Die „Ich mag dich, mach’s nicht kompliziert“-Affäre, die Doro mit dem Staatsanwalt Michael Faller hat, führt zu einer Gratwanderung zwischen Beruflichem und Privatem. Dass ein guter Bekannter von Michael in den Fokus der Ermittlungen gerät, spitzt die Situation weiter zu.

In Doros Schläfen stach etwas, ein Hitzeschwall überlief ihren Körper. Es war der gleiche Wagen, den Alexander fuhr. Alexander und Julia, auf dem Rücksitz die beiden Mädchen. Doro schluckte trocken. Ihr Ex-Mann und seine neue Familie. Schräg hinter dem Wagen stand ihr junger Kollege Ben Fleck. In Lederjacke und tief hängenden Jeans, das Haar wie immer verstrubbelt, sprach er mit einem Kriminaltechniker.
Doro eilte heran. Wenige Sekunden später sah sie in den mit beigem Leder ausgestatteten Innenraum des Rovers. Dabei zwang sie ihren Blick zum Torso des Mannes, der nach rechts geneigt auf dem Fahrersitz saß. Das weiße Hemd war voller Blut, es hatte sich in prangenden Flecken und feinen Spritzern verteilt.

Über Linn Greve

Auf einem Weingut an der Mosel aufgewachsen, erinnere ich mich an den uralten Gewölbekeller unseres Hauses, an Nebel über dem Fluss und die ​Geschichten der Menschen im Ort. Es gab viele Gespräche, viele Feste, die Leute feierten gern und arbeiteten hart. Das ist noch heute so.
Erst später, nachdem ich in die Stadt gezogen war, fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Als Dorfkind hatte ich fast alle Menschen aus dem Ort, die während meiner Kindheit und Jugend gestorben waren, irgendwie gekannt, wusste, wer er oder sie war, wusste es ohnehin oder bekam es erzählt.
Es waren viele Tote in meinen ersten zwanzig Lebensjahren, viel mehr als in den Jahrzehnten danach. Und jedes Leben und jeder Tod hat seine Geschichte. Vielleicht liegen hier die Ursprünge meines Krimi-Schreibens. Ich bin fasziniert von den Geschichten im Verborgenen, höre zu, frage nach, getrieben von der Kraft der Sprache.
Mein erster Krimi erschien 2015 im emons-Verlag, in den nächsten Jahren folgten unter dem Pseudonym Hannah Corvey weitere.
Mord in der Hafencity ist der erste Band einer atmosphärischen Hamburg-Krimi-Reihe im Penguin-Verlag. Seit langer Zeit ist Hamburg einer meiner Sehnsuchtsorte am Wasser, und so ermitteln Dorothee Anders und Ben Fleck in dieser spannenden Stadt, einem Tor zur Welt …